Stützpunkttraining mit Sensei Pascal Petrella am 12. Februar 2011 in Müllheim

Strahlender Sonnenschein im Februar am Wochenende und was machen da die 23 verrückten Karatekas aus Müllheim, Freiburg, Ludwigshafen, Freudenstadt und Zürich? Richtig - statt draußen das erste Frühlingswetter zu genießen, stellen sie sich in eine Halle, um zu trainieren. Sensei Pascal Petrella hatte für den 12. Februar zum Stützpunkttraining nach Müllheim eingeladen.

Gruppenbild Stützpunkttraining mit Sensei Petrella

Atmung und Verwurzelung

Sensei Pascal begann das Training mit diversen Bauchatemübungen. Beim Ausatmen sollte die Atmung in zwei Phasen eingeteilt werden, erst langsam und dann schnell, wobei a) während der langsamen Ausatemübung der Körper entspannt bleiben sollte und b) bei der schnellen Ausatemübung der Tanden sowie die Beckenbodenmuskulatur explosionsartig angespannt werden. Ein Partner kontrollierte diese Bauchspannung durch leichten bis bohrenden Druck der Fingerspitzen auf oder in den Bauch des "Atmenden". Diese Übung wurde im Stehen, Sitzen und Liegen durchgeführt - je mehr Kontakt der Körper zum Boden hatte, umso leichter fiel die Bauchatmung. Die schnaufende Geräuschkulisse in Kombination mit stehenden, sitzenden und liegenden, konzentriert atmenden und auf ihren Bauch starrenden Karatekas schuf eine wirklich witzige Szenerie. Die gleiche Übung wurde dann auch noch mit dem Einatmen geübt, was uns Teilnehmer ungleich schwerer fiel.

Das nächste Thema, das sich Sensei Pascal für das Stützpunkttraining ausgesucht hatte, waren Stabilitätsübungen für den Stand. Ein Partner sollte jeweils überprüfen, wie stabil der Zenkutsu-Dachi seines Gegenübers war. Sensei Pascal legte dabei vor allem auf ein Vorspannen des Beckens wert, außerdem sollte die Beinmuskulatur in sich gedreht werden, um mehr Stabilität zu verleihen. Bei diesem Training ließ sich Pascal viel Zeit, so dass jeder intensiv in seinen Körper hineinfühlen konnte. Es war faszinierend, wie vermeintlich neue Muskelgruppen in der Beinmuskulatur entdeckt wurden, die sich nur äußerst widerwillig anspannen und einsetzen ließen.

Trotz umherfliegender Mädels keine Kolalateralschäden

Die Atmung und der eben erarbeitete stabile Stand sollten dann in der Praxis angewendet werden. Sensei Pascal hatte sich dafür eine recht einfache Kumite-Kombination ausgedacht: je ein Oi-Zuki jodan und chudan und ein Mae-Geri sollten mit Age-Uke, Soto-Ude-Uke und Nagashi-Uke geblockt werden, Konter war Gyaku-Zuki. Nach mehreren Partnerwechseln wurde die Situation für den Verteidiger erschwert, indem hinter dem Angreifer eine dritte Person stand, die den Angreifer bei seinem Start entweder durch leichtes Ziehen an der Schulter in seiner Technik verzögerte, ihn durch einen kleinen Schubs beschleunigte oder ihn frei starten ließ. Der Verteidiger musste also darauf reagieren, dass der Angreifer startete und seine Faust leicht verzögert nach dem Schritt nach vorne kam, dass er sehr sehr schnell angriff oder alles "normal" verlief. Dem einen oder anderen Herren fiel es dabei schwer, das Gewicht der vor ihm stehenden Dame richtig abzuschätzen und verlieh ihr dann mit einem etwas zu heftigem Schubs ein wenig zu viel Schwung, so dass der Verteidiger nur noch die Möglichkeit hatte, auszuweichen oder die auf ihn zufliegende Dame aufzufangen. Dank bester Körperkontrolle gab es aber trotz dieser verschärften Bedingungen keinerlei Unfälle.

Nach einer kurzen Pause ging es mit Katatraining weiter. Sensei Pascal begann mit dem Üben einiger Ausschnitte aus der Enpi, wie zum Beispiel die Anfangssequenz. Hier legte er besonderen Wert auf die dynamische Schnelligkeit und den Hüfteinsatz, mit der die ersten Techniken ausgeführt werden sollten. Weiter ging es mit der sich öfters wiederholenden Technikfolge mit dem Kniestoß (Hiza-Geri). Dabei ließ Pascal die Katateile sowohl Omote als auch Ura üben. Nach ein, zwei weiteren Sequenzen wurde die Kata zusammengesetzt und der komplette Ablauf trainiert. Für die Oberstufe ließ Pascal immer mal wieder technische Anmerkungen einfließen. Nach einigen Durchläufen im Originaltempo war auch schon die Zeit vorbei und das Training war beendet. Der Abend ging dann mit einem leckeren Stützpunkttraining-Abschlussessen beim Italiener gemütlich zu Ende.


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